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Hanau-Steinheim

Von der Kinderstation auf die Kanzel

Jetzt noch in der Bank, bald auf der Kanzel: Pfarrerin Christina Schultheis freut sich auf die Menschen in Steinheim.

Mit Christina Schultheis kommt mit dem Jahreswechsel eine Gemeindepfarrerin mit Leidenschaft für Seelsorge, Kinder und Familien nach Steinheim. Propst Stephan Arras wird die Theologin am Sonntag, 12. Januar, um 14 Uhr in der Kirche an der Ludwigstraße ordinieren und für ihren Dienst segnen.

Der Weg zu Verkündigung und Seelsorge in einem Pfarramt war dabei für die 32-Jährige weder kurz noch gerade: „Das ist mit der Zeit gewachsen und entstanden“, erzählt die in einem Ortsteil von Steinau an der Straße aufgewachsene Geistliche; und das habe viel zu tun mit ihrem früheren Beruf als Kinderkrankenschwester:

Mit der Ausbildung wollte Christina Schultheis in die Medizin reinschnuppern, um dann zu entscheiden, ob Ärztin als Berufsziel das Richtige für sie ist. Im Lauf der Zeit habe sie aber gespürt, „dass meine Vorstellung vom Arbeiten mit Menschen in eine andere Richtung geht als das, was der eng getaktete Alltag im Krankenhaus zulässt.“ 

So entschied sie sich im Bewusstsein ihrer christlichen Prägung und Überzeugungen schließlich für den Weg ins Pfarramt und schrieb sich in Berlin für das Studium der evangelischen Theologie ein. Nach Auslandssemestern in Wien und Jerusalem absolvierte Christina Schultheis ihr Hauptstudium in Heidelberg und nach dem ersten theologischen Examen im Februar 2022 das Vikariat als praktische Ausbildungsphase in Eppertshausen bei Dieburg.

Am Krankenbett viel über die Fragilität des Lebens gelernt

Dennoch habe sie „einiges von dem, was mich heute als Pfarrerin ausmacht, am Krankenbett im Altonaer Kinderkrankenhaus in Hamburg und an der Berliner Charité gelernt. Angesichts der Fragilität des Lebens stehen gerade Familien mit Kindern unter einem enormen Druck.“ Aus dieser Zeit nimmt Christina Schultheis viel Wissen um die Bedeutung familiärer Netzwerke und Generationen übergreifender Strukturen mit ins Steinheimer Familien- und Generationenzentrum, dessen Träger die örtliche Kirchengemeinde ist.

„Mit weitem Blick auf unverstellte Wege kommen“

Und noch etwas will die künftige Steinheimer Pfarrerin mit in ihren Dienst im Hanauer Stadtteil nehmen: „Sowohl in Jerusalem als auch in meinem derzeitigen Spezialpraktikum in der Flüchtlingsarbeit habe ich gelernt: Es gibt Orte der Begegnung, an denen Verbindungen auch über viel Trennendes hinweg funktionieren – mit Offenheit und Herzensgüte.“ Zusammen mit den Menschen in Steinheim will Christina Schultheis „nach dem weiten Blick, der freien Sicht und nach unverstellten Wegen in eine gute Zukunft suchen“.

Erste Blicke hat sie selbst schon in ihre künftige Gemeinde gewagt, den Steinheimer Erntedank mitgefeiert, die Teamer in der Kinder- und Jugendarbeit getroffen und den Posaunenchor bei einer Probe besucht. „Angebote nicht isoliert zu betrachten, sondern Generationen übergreifend Begegnungsräume zu ermöglichen – dafür ist Steinheim mit allem, was im Familien- und Generationenzentrum aufgebaut wurde, ideal“, ist die Pfarrerin überzeugt, die mit großer Offenheit im Gepäck anreisen will: „Einander kennenlernen, über Wünsche, Hoffnungen und Wichtigkeiten ins Gespräch kommen und dann kreativ zusammen Ideen entwickeln, um als Gemeinde Gott erfahrbar zu machen“, hat sie als Angebot und Einladung dabei. 

Intensiver Blick in die Nachbarschaft

Umso mehr gilt das, wenn mit dem Jahreswechsel nicht nur das Steinheimer Pfarramt neu besetzt ist, sondern auch die „Mainperlen“ als Gesamtkirchengemeinde von Mainhausen bis Steinheim an den Start gehen. Was schon eine Jahrzehnte lange Tradition in punktueller Zusammenarbeit hat, geht damit in eine neue Phase. Mit den Kolleginnen und Kollegen im Pfarramt, in der Kirchenmusik und im gemeindepädagogischen Dienst aus vier Kirchengemeinden im gemeinsamen Nachbarschaftsraum sieht Christina Schultheis „die Chance, dass wir als Verkündigungsteam Signale des Aufbruchs aussenden, uns gemeinsam auf einen neuen Weg machen und vorausgehen, wenn man uns das nötige Vertrauen dazu schenkt“.

Ein herzliches Willkommen für Christina Schultheis: Mit Offenheit und neuen Impulsen in Steinheim

Mit Christina Schultheis beginnt in Steinheim eine neue Pfarrerin, die nicht nur mit großer Offenheit und Empathie auf die Menschen zugehe, sondern auch eine besondere Fähigkeit mitbringe, Generationen zu verbinden und Räume der Begegnung zu schaffen. „Wir freuen uns auf ihre Impulse und darauf, gemeinsam mit ihr die Vielfalt unserer Gemeinde weiterzuleben und zu gestalten“, erklärt Anke Menzel, die Vorsitzende des Steinheimer Kirchenvorstands, voller Vorfreude.

Auch der Dekan des Evangelischen Dekanats Dreieich-Rodgau, Steffen Held, zeigt sich überzeugt davon, dass die Theologin ein großer Gewinn für Steinheim und die Gesamtkirchengemeinde sein wird: „Christina Schultheis bringt eine beeindruckende Kombination aus theologischer Tiefe, seelsorgerlicher Erfahrung und einem klaren Blick für die Herausforderungen und Chancen unserer Zeit mit. Mit ihrer wertschätzenden und zugewandten Art wird sie ein Segen für die Menschen in Steinheim sein.“

Seelsorge zwischen beengtem Alltag und Zukunftsangst

Bis zum Jahresende absolviert die 32-jährige Geistliche aber noch ihr so genanntes Spezialpraktikum – ein besonderer kirchlicher Dienst, der angehenden Pfarrerinnen und Pfarrern die Möglichkeit bietet, nach dem Vikariat in einer Kirchengemeinde noch einmal andere Lebenswelten und Arbeitsbereiche kennen zu lernen.

Christina Schultheis hat sich für ihr Engagement den kirchlichen Flüchtlingsdienst in der Erstaufnahmestelle für Geflüchtete am Frankfurter Flughafen ausgesucht. Im Sicherheitsbereich mitten in der Cargo City Süd begleitet sie Menschen vom ersten Ankunftstag bis zu einer behördlichen Entscheidung über ihre Einreise oder die Rückführung. „Da ist echt jeder Tag anders“, berichtet die Pfarrerin: „Als Seelsorgerin begleite ich dort Menschen zwischen dem Versuch, auf engstem Raum so etwas wie Alltag zu leben, und der konkreten und täglichen Sorge um ihre Zukunft.“ Beschäftigungsangebote gehören ebenso dazu wie Gespräche – oder einfach das Zusammensein und dabei das Gefühl zu geben, nicht auf den behördlichen Vorgang reduziert, sondern Mensch in all seiner Würde zu sein. 

„Den Menschen anbieten, was ich einbringen kann und in mir trage“ – so fasst Christina Schultheis ihre Arbeit im Spezialpraktikum zusammen, „und so möchte ich auch Pfarrerin in Steinheim und für die Mainperlen sein: genau hinschauen, zu- und hinhören auf Gesagtes und auf Zwischentöne“. Mit dieser dem Leben in allen Facetten zugewandten Haltung will die Theologin den großen und kleinen Themen der Menschen wie auch der Gemeinde als Ganzes auf die Spur kommen und „als Bezugs- und Vertrauensperson im Schönen wie im Traurigen den Blick auf Gott öffnen“.   


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