Kinder- und Jugendarbeit - ein wichtiger Baustein im gemeindlichen Leben
Im kirchlichen Kontext findet man nur wenig Menschen, die nicht irgendwann durch evangelische Jugendarbeit berührt wurden. Jugendarbeit hat bei vielen in ihrer Jugend eine gewisse Rolle gespielt. Bei dem einen oder anderen war vielleicht sogar die Begegnung mit der Jugendarbeit eine zentrale Station auf dem Weg des Erwachsenwerdens und der Bindung an Kirche. Auch in unserer Kirchengemeinde gibt es seit Jahren ein klares Bekenntnis zum Ausbau und Erhalt der Kinder- und Jugendarbeit – und das mit Erfolg. So konnten in den letzten acht Jahren ca. 80 Jugendliche als Jugendgruppenleiter/innen gewonnen und ausgebildet werden, die durch ihr Engagement Projekte und Angebote kreativ mitgestalten. Ohne dieses ehrenamtliche Engagement von Jungendlichen und jungen Erwachsenen wären viele Angebote in der heutigen Form nicht durchführbar, denken Sie nur an die Ferienspiele oder die Angebote für Konfirmanden/innen, die außerhalb des Konfiunterrichts stattfinden. Aktuell sind ca. 50 Jugendliche und junge Erwachsene in unserer Gemeinde aktiv, und der nächste Jahrgang an neuen Jugendgruppenleitern steht auch schon zahlreich in den Startlöchern. Das unentgeltliche, ehrenamtliche, soziale Engagement (zumal noch in der Kirche) bei Jugendlichen zunehmend an Attraktivität verliert, wiederlegen die starken Zahlen von motivierten jungen Menschen in unserer Kinder- und Jugendarbeit. Denn die Fragen, gleichwie ob Gruppenangebote oder Offene Jugendarbeit, oder welche Themen und Projekte passend sind, werden von den Jugendlichen immer selbst beantwortet. Wie attraktiv kirchliche Jugendarbeit für Jugendliche ist, hängt davon ab, wie sehr sich Pfarrer/ innen, Jugendarbeiter/innen, Kirchenvorstände mit jungen Menschen auseinandersetzen. Nur dann ist es auch möglich, dass Jugendliche Religion als Lebenspraxis erfahren und sich aneignen können – auch wenn es dabei keine Garantie gibt, dass sie damit potentielle Befürworter der Amtskirche werden. Lässt sich eine Gemeinde auf das Abenteuer ein, ihren Jugendlichen offen und neugierig zu begegnen, ohne sie zu vereinnahmen, kann das für beide Seiten zu einer spannenden Entdeckung werden.
Eine zentrale Frage, wozu eigentlich (kirchliche) Kinder- und Jugendarbeit, ist damit schon aus einem Blickwinkel beantwortet. Bevor unterschiedliche Personen ihren Blickwinkel, ihre Erfahrungen, Eindrücke und Ansichten zur kirchlichen Kinder- und Jugendarbeit Ihnen erzählen, möchte ich kurz aus Sicht des Hauptamtlichen die Frage nach dem „Wozu?“ betrachten: Die Evangelische Kinder- und Jugendarbeit orientiert sich mit ihrer Arbeit an Kindern und Jugendlichen. Ihre Schwerpunkte und Inhalte beziehen alle kirchlichen Handlungsfelder mit ein, wie beispielsweise der gottesdienstlichen Verkündigung, der Kulturarbeit, der Seelsorge, der Ökumene, der diakonisch-sozialen Arbeit, der interkulturellen wie der interreligiösen Arbeit sowie der Gewinnung und Qualifizierung von ehrenamtlichen Mitarbeitenden. Dabei orientiert sich die Evangelische Kinder- und Jugendarbeit an den Themen und Fragen von Kindern und Jugendlichen, also an ihren Musik-, Sinn-, Körper-, Sport-, Kreativ- und Geselligkeitsformen, um auf einer gemeinsamen Suche nach einer gelingenden christlichen Lebenspraxis und Handlungsperspektive glaubwürdige Antworten zu finden. Aber Kinder und Jugendliche und ihre Situation wahrnehmen heißt, sie ernst zu nehmen, sich auf ihre Lebenswelten einzulassen und sich mit ihren Fragen und Themen, mit ihren Bedürfnissen und Interessen als auch mit ihren Stärken und Kompetenzen zu befassen. Es bedeutet aber auch, sich mit den eigenen Angeboten auf die Lebenssituationen der Kinder und Jugendlichen zu beziehen. Die Unterschiedlichkeit der Lebenslagen von Kindern und Jugendlichen muss sich demnach in einem differenzierten Angebot der Kinder- und Jugendarbeit widerspiegeln, Angebote müssen zuallererst an den Bedürfnissen von Kindern und Jugendlichen anknüpfen – und das ohne jeglichen Leistungsdruck oder Leistungsgedanken.
Gelingt dies, eröffnet Evangelische Kinder- und Jugendarbeit viele Möglichkeiten an Erfahrungen und Begegnungen. Sie bietet Räume, um Beziehungen untereinander zu entwickeln und zu gestalten, gemeinsame Regeln und Verhaltensformen zu erarbeiten und zu diskutieren. Es geht ihr um Erfahrungen der Freiheit und deren Grenzen, um Selbstwertgefühl und Toleranz, um Zivilcourage und Mitgefühl. Evangelische Kinder- und Jugendarbeit besitzt dadurch auch eine hohe gesellschaftliche und innerkirchliche Relevanz, weil sie die Eigenverantwortung von Kindern und Jugendlichen stärkt, zur mündigen Teilnahme ermutigt und junge Menschen zu selbstbestimmten Akteuren bildet, die ihre Aktivitäten und Lebensräume selbst gestalten, ihre Interessen vertreten und an politischen, gesellschaftlichen und kirchlichen Themen partizipieren. Michael Kirchmann, Gemeindepädagoge
Die Arbeit mit kleinen Kindern ist nicht nur wichtig, um sie langsam an die kirchliche Gemeinschaft heranzuführen, sondern bringt mir selbst auch sehr viel. Niemand ist so ehrlich zu einem wie Kinder und wenn sie durch meine Arbeit Spaß haben, merke ich das sofort. Oft denke ich an frühere Zeiten in denen es mir ähnlich ging. Philipp Heinzinger
Warum ich in der Jugendarbeit tätig war? Einerseits hat mir die Arbeit mit Jugendlichen immer sehr viel Spaß gemacht und eine gewisse Frische in den Alltag gebracht. Der unbefangene Blick der Jugendlichen auf die Welt der Erwachsenen hat bei mir so manches in Frage gestellt und mich auch zum Nachdenken angeregt. Andererseits war und ist es mir wichtig die Neugierde auf Kirche – Gemeinde – Glauben weiterzugeben und auch bei Jugendlichen zu wecken. Auch wenn ich heute nicht mehr in der Jugendarbeit aktiv bin, ist es für mich immer wieder spannend gemeinsam Projekte zu gestalten. Im Rückblick auf die gemachten Erfahrungen sehe ich, dass die beste Vorbereitung auf zum Beispiel einen Konfirmandentag auch ganz schnell über den Haufen geworfen werden kann und quasi aus dem Stehgreif etwas Neues entstehen muß. Hier liegt für mich die besondere Spannung in der Arbeit mit Jugendlichen, die wohl auch anstrengend sein kann, aber im Ganzen doch sehr viel Spaß macht. Martin Birkenfeld, Kirchenvorsteher